Parallelprotokoll
Interview 001

32 Fragen zu Parallelprotokollen
Claudia Kühn fragt, Stefie Steden antwortet

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Was passiert da? 
Parallelprotokolle sind gemeinsame Texte über Alltägliches. In mobilen Schreibwerkstätten produzieren wir lebensnah Zeitgeschichte. 2—4 Mitschreibende mit oder ohne Schreiberfahrung protokollieren schweigend 20 Minuten lang einen Alltagsort und das umliegende Geschehen — und das, was ihnen dabei durch den Kopf geht. Daraus entstehen anonyme, chronologisch durchgängige, mehrstimmige Texte.

Was ist die Idee? 
Wir murmeln: „Radikale Aufmerksamkeit!“ und „Solidarität schaffen!“ Parallelprotokolle schaffen Bilder unseres gemeinsamen Alltags, nicht eingeschränkt auf die Perspektive einer Einzelperson, sondern es sind immer mehrere verschiedene Menschen, die ein und dieselbe alltägliche Situation erleben und festhalten. Die Art, wie die Texte zusammen gefügt werden, macht daraus Texte, die zu lesen oder vorgelesen zu kriegen Spaß macht.

Warum ist das interessant? 
Die Texte sind so interessant wie es Spaß macht sie zu schreiben. Letzteres ist für mich natürlich die Hauptsache: Es macht mir einfach großen Spaß. Zum einen mich darauf einzulassen, 20 Minuten in teilweise ungewöhnlichen oder sehr ungewöhnlichen Situationen zu verharren und mir alles ganz genau anzuschauen. Und zum anderen: auf diese Weise Menschen zu begegenen und direkt Einblicke in ihr spontanes Denken zu bekommen, auch wenn ich sie vielleicht zum allerersten Mal sehe.

Was erzählt das über uns und die Welt um uns herum?
Die alltägliche Welt ist soooo spannend, mit gaaaanz vielen kleinsten unspektakulärsten Situationen. Und man kann vieles festhalten, mit ganz einfachen Mitteln – inklusive dem Zauber dessen, der zwischen den einzelnen Mitschreibenden schwebt. Da entstehen oft tolle Textpassagen, wenn etwas passiert, das dann wieder und wieder – immer ein kleines bisschen anders – im Text vorkommt. Alle Menschen sind verschieden, jede:r fokussiert ein bisschen anders, jede:r sucht andere Worte aus.

Warum sollte ich mich als potenzielle Radiohörer:in damit befassen? 
Meine Erfahrung ist, dass die Zuhörer:innen nach mehr verlangen. Die Texte sind sehr visuell und sie machen Spaß. Ich finde es toll, dass jede:r mitschreiben kann und dass jede:r zu Wort kommen kann und dass die Einfachheit des Alltags in ihrer Rästelhaftigkeit der Welt erhalten bleiben kann, einfach durch irgendwen und irgendwelche Perspektiven.

Lerne ich was oder werde ich unterhalten? Oder beides?
Ich würde sagen: beides, klar (ha ha). Unterhalten wirst du auf jeden Fall, das haben mir viele Zuhörende von Lesungen gesagt. Und Mitschreibende erst recht. Und lernen tust du vielleicht nicht unbedingt im klassischen Sinne harte Fakten und Sensationen, aber auf jeden Fall wirst du sehr direkt erfahren, dass deine Perspektive nur eine von vielen vielen Möglichkeiten ist und dass es spannend ist, den anderen auch mal zuzuhören, wie sie’s erleben direkt neben dir; so unspektakulär die Situation auch sein mag. Vielleicht ist es eine Art Feedback auf deine Weltwarhnehmung. Und wenn du gezielt auf der Suche nach was Unbestimmten bist, dann empfehle ich, ein paar Parallelprotokolle zu schreiben in dem Bereich, der dich beschäftigt. Auf jeden Fall wirst du etwas lernen.

Warum schreibst Du immer noch, nach so vielen Malen Parallelprotokoll?
Weil es mir so gut tut! Es entspannt mich einfach ungemein. Zwanzig Minuten verharren und ganz genau hinschauen. Zusammen mit anderen, jede:r für sich. Zwanzig Minuten meinen Gedanken zuhören. Und die Sprache in die Hand nehmen, die aus dem wird, was dich umgibt – ganz schnell ein Text: in zwanzig Minuten. Und dann erfährst du direkt, was bei den anderen so los war.

Warum denkst du, sollten alle Menschen  mal ein Parallelprotokoll schreiben?
Zuhören ist ja eine hohe Kunst – ich meine: richtig zuhören, wirklich versuchen zu verstehen, was beim anderen so los ist. Und auch ist es gut, sich selbst mal richtig zuzuhören.
Am besten du schreibst mehr als einmal mit. Beim ersten Mal ergeht es vielen noch so, dass sie meinen, sie machen irgendwas falsch – so wie sie es in der Schule halt gelernt haben. Und ab dem zweiten Mal kannst du dich dann richtig entspannen und eintauchen in die Situation und deine Wahrnehmung der Situation und in deine Sprache für sie.
Bei mir ist es übrigens so: Wenn es mir nicht gut geht und ich mich frage, was eigentlich los ist, fällt mir öfter auf, dass ich schon eine Woche nicht mehr Parallelprotokoll geschrieben habe. Und wenn ich dann wieder geschrieben habe, dann geht es mir schlagartig besser.

Ist aber auch ganz schön viel Arbeit hinter den Kulissen … Warum machst du das?
Ich liebe die Texte. Es interessiert mich, was die Menschen denken. Was sie unterschiedliches denken – über dieselbe Situation. Oder das gleiche? Ich hantiere gern mit diesen Texten. Und die ganze dazugehörige Bürokratiearbeit, die mache ich, weil ich Konzeptkünstlerin bin und weil ich auf diese Weise Ordnung und Unordnung in mein Leben bringe.

Kommt es vor, dass dir dein Text, den Du geschrieben hast, nicht gefällt?
Oh ja, immer wieder denke ich mal direkt nach dem Schreiben: Das war heute nix. Und dann lesen wir uns gemischt nach Uhrzeit unsere Protokolle vor und sofort merke ich wieder, dass die Mischung den gemeinsamen Text gut macht, immer, fast immer. 

Wie suchst du die Orte aus?
Ich bin ja visuelle Künstlerin und so gehe ich durch die Welt: mit einem guten Auge. Also entdecke ich andauernd Spots, die exemplarisch für etwas stehen können, für ein Stück Alltag, für eine Situation, die –  gemeinsam mit den anderen – einen Aspekt von dem ausmacht, der gut als Teil eines Editions-Themas passt. Und so lade ich an diesen Ort ein. Und dann geht es tatsächlich um halbe Meter: Ich schaue ganz genau hin und finde die Stelle, von der aus wir dicht gedrängt fast dasselbe sehen, um als eine gemeinsame Kamera einen gemeinsamen Text schreiben zu können. 

Gibt es einen Ort, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist? 
Ach, eigentlich nicht so richtig, ich erinnere mich an die meisten Schreib-Sessions noch ganz gut. Und daran, dass es eigentlich immer eine Überraschung ist, wie es dann läuft. Plötzlich ist es gar nicht beängstigend, nachts im Wald, oder gar nicht witzig, im Waschsalon. Obwohl: Eins ist schon unvergessen: wie ich mit zwei jungen Männern der Besamung einer Stute beiwohne und die Schwalben schwirren um uns. Aber was mir auch immer auffällt, ist, wenn ich durch meinen Kiez gehe: Wieviele Orte ich schon auf diese besondere Weise kennengelernt habe. Wenn es jemand hören will, rufe ich dauernd: „Da haben wir schon geschrieben!“

Wer sind die Mitschreibenden?
Jede:r kann mitschreiben. Mit oder ohne Schreiberfahrung. Es ist gut für die Texte, wenn ganz verschiedenartige Schreibweisen gemixt werden. Und es ist gut für die Texte, wenn ganz verschiedene Perspektiven von ein und derselben Situation ganz dicht beieinander stehen. Das macht die Texte aus. Alle Stimmen sind anonym. 

Anonymität – inwiefern spielt sie eine Rolle?
Die Orte, über die wir schreiben, bleiben nach Möglichkeit anonym. Und auch ist die Anonymität der Schreibenden sehr wichtig für ihren Freiraum. Es geht hier ja auch gar nicht darum, dass einzelne eine exklusive Bühne bekommen. Parallelprotokolle wollen zeigen, was in einer gemischten Gruppe gedanklich so los ist. Gemeinsam machen sie sichtbar, was den Ort ausmacht. Wer wissen will, wer alles mitgeschrieben hat, kann’s auf der Website nachlesen. Das sind im Moment so 400, da kann man sich gut zwischen verstecken.

In den Editionen steht: „Text: AG Minimales Reisen“ – Wer ist das?
Ich finde es wichtig, von vornherein darauf hinzuweisen, dass die Texte wirklich nicht von mir sind, sondern von vielen, sehr vielen. Die Schreibenden sind ein lockeres, informelles Netzwerk, das einen Namen trägt: AG Minimales Reisen.

Es gibt starre Regeln. Warum?
Wir haben einiges ausprobiert und es hat sich gezeigt, dass ein paar Sachen einfach so sein müssen, wie sie jetzt vorgeschrieben sind. Dann funktioniert es zuverlässig. Zum Beispiel ist es wichtig, dass wir dicht beieinander sitzen und quasi eine Kamera bilden. („Die Schultern müssen sich berühren“ lautet eine der Schreibregeln, die ermöglicht, dass man Fremden näher kommt als üblich, ohne etwas damit zu meinen.) Für unsere räumliche Unabhängigkeit haben wir kleine Hocker und sehen auch ein bisschen komisch aus – performativ.

Ihr lest direkt nach dem Schreiben. Warum?
Oh, das ist ein wichtiger Bestandteil vom Parallelprotokollieren. Du sitzt da ja zuvor mit Leuten, die du nicht kennst, komisch und länger als vorgesehen an dafür ungewohnten Orten. Und beim Vorlesen erfährst du dann, was die anderen erlebt haben. Und du erlebst direkt das Funktionieren des Textes, in seiner gemeinsamen Form. Das Miteinander wird sichtbar.

Und gibt es noch weitere wesentliche Schritte? 
Die Mitschreibenden schicken mir ihre Texte und ich editiere. Dann schicke ich jedem Mitschreibenden ein Belegexemplar, und die gewisse Feierlichkeit der ordentlich gesetzten Form wertet die komische Aktion des Parallelprotokollierens nochmal sehr auf. Das passiert möglichst bald nach dem Schreiben, wenn die Erinnerungen noch frisch sind.

Und die Parallelprotokolle kommen dann alle in die große Sammlung?
Ja, alle Texte kommen in die Gesamtausgabe, auch alle nicht-deutschen Versionen, die immer entstehen, wenn jemand in einer anderen Sprache mitschreibt. Das große, große Buch zeige ich in Ausstellungen und auf Artist Book Fairs. Es ist Din A3 groß, im Augenblick etwa sieben Zentimeter dick.  (Gebunden mit Buchschrauben → erweiterbar). Lustigerweise interessieren sich, seitdem es diesen großen Folianten gibt, mehr Männer für das Projekt, ist meine Beobachtung. Neulich hat einer gesagt, dass die große Dicke im Kontrast zu der Profanität der Texte beeindruckend sei. Das hat mir sehr gefallen.

Profanität der Texte – ist das so?
Alltäglichkeit ist die Klammer. Was nicht ausschließt, dass hier und da auch große Momente oder Orte parallelprotokolliert werden, aber der wesentliche Fokus ist immer auf Alltagsleben. Das finde ich spannend, das, was mich umgibt, tagein, tagaus.

Sind die Texte dann nicht langweilig?
Ich finde gar nicht! Die unsachliche Dokumentation von Alltäglichem schließt ja nicht aus, dass du vom ganz Kleinen ins ganz Große kommst. Aber du kannst halt auch im ganz Kleinen bleiben und da bist du richtig und da kannst du mit Sprache spielen.

Was ist das besondere an den Texten? 
Wir haben eine Form gefunden, die es ermöglicht, sich freundlich gegenseitig zu unterbrechen. Jede:r ist eingenommen von der eigenen Welt und da ragen dann immer die Spitzen der Welten der anderen rein. Die Texte haben einen besonderen Rhythmus. Und jeder Ort hat eine besondere Stimmung, die sich mit dieser geordneten Unsachlichkeit der Stimmen und Eindrücke und Positionen verdichten oder extrahieren lässt.

Und die Parallelprotokoll Editionen, die man auch abonnieren kann, wie kam es dazu?
Ganz du Anfang habe ich aus jedem Parallelprotokoll ein Heft gemacht, aber das war zu kleinteilig und ich habe den Überblick verloren. Jetzt in den Editionen finde es sehr schön, Texte, die irgendwie miteinander zu tun haben, nebeneinander zu stellen. Ich wähle Themen aus, die mich interessieren, und ich habe eine Excel-Tabelle angelegt, die inzwischen riesig ist und mir hilft, den Überblick zu behalten bei der Auswahl der Texte für die Editionen.

Die Editionen haben ein ungewöhnliches Format, dieses längshalbierte A4. Wie kam es dazu?
Ich wollte ein Format, das man gut auf dem Sofa lesen kann. Mir gefällt es, weil es ein bisschen auffällig ist und die ansonsten eher starr daherkommende Ordnung bricht. Und weil in den Texten mit dem Format diese kurze Zeilenlänge vorgegeben ist, die lesefreundlich ist.

Wieviele Editionen gibt es?
Es sind im Augenblick so achtzig. 2025 ist der siebte Jahrgang. Sie sehen sich fast alle sehr ähnlich. So ähnlich, dass manche Buchmessebesuchende nicht gleich bemerken, dass es alles verschiedene sind. Der Titel besteht immer aus seinem Thema und dem Jahrgang. Einige Themen gibt es in mehreren Jahrgängen. Mir gefällt die Sperrigkeit der Ordnung, sie deutet die Unendlichkeit des Formats an, finde ich. Ich werde weiterschreiben bis ich tot bin.

Was für eine Auflage gibt es pro Edition?
Es gibt keine Auflagen. Ich drucke die Editionen zu Hause in meinem Laserdrucker. Das ist sehr praktisch. Ich drucke immer ein paar Hefte und wenn die vergeben sind, dann drucke ich nach. So brauche ich kein Lager.

Was möchtest du ändern?
Ich möchte, dass mir die Mitschreibenden die Bude einrennen. Ich möchte mehr schreiben. Und ich fände es toll, den großen großen Schatz, auf dem ich sitze, als Datenbank online für alle verfügbar zu machen. Das möchte ich aber nur in Kooperation mit einem Ort, der macht, dass die viele Arbeit, die so ein Projekt bedeutet, sich auch lohnt und die Texte gefunden werden. Und ich möchte mehr eingeladen werden an anderen Orten zu schreiben und dort vielleicht Untergruppen anzuschieben.

Wo kann man dich  und das Projekt überall finden?
Mich persönlich findet man vorrangig in Berlin und im Sommer in der Kunsthalle Below in Mecklenburg-Vorpommern finden, wo ich zu Artist Residencies einlade und wo ich viele ländliche Parallelprotokolle mit den experimentierfreudigen Artists schreibe. Und außerhalb des Sommers reise ich gern zu Artist Book Fairs im deutschsprachigen Raum. Da bin ich ansprechbar und immer offen für Parallelprotokoll-Verabredungen. Und ich bin natürlich offen für Einladungen! Sprechen Sie mich an!

Wo kann man mitschreiben?
Hauptsächlich in Berlin-Mitte und -Wedding und -Prenzlauer Berg und im Sommer in MV in der Nähe von der Kunsthalle Below, z.B. wenn man dort an einer Artist Residency teilnimmt – als Künstler:in oder als Nicht-Künstler:in (geht beides). Und außerdem gibt es noch Untergruppen in Wien und Rostock und ein paar weitere sind im Entstehen unter anderem in Amsterdam und Salt Lake City und Montreal und Taipeh. Darüber freue ich mich sehr. Es ist spannend die Gedanken, die an ganz anderen Orten auf der Welt gedacht werden, nachlesen zu können. Und es ist eine gute Geste, sich mit ein paar Leuten schweigend wohin zu sitzen und zu schreiben.

Wer darf alles eine Parallelprotokoll-Untergruppe eröffnen? 
Eine Parallelprotokoll Untergruppe aufmachen kannst du, wenn wir schonmal zusammen geschrieben haben und wir uns gut verstanden haben: da, wo du wohnst. In Absprache mit mir. Das kann in einem anderen Berliner Bezirk sein oder an einem anderen Ort oder in einer tollen spektakulären Stadt auf einem anderen Kontinent. Das ist eigentlich egal. Alles ist interessant. Dein Job ist es dann, Mitschreibende zu finden, Termine zu machen und mir anschließend die Texte zu schicken, die ich dann setze und den Mitschreibenden in der schönen feierlichen Form zurückschicke und die dann als Teil des Projekts eines Tages veröffentlicht werden können. Und bald gibt’s Zoom-Treffen für alle, die eine Untergruppe leiten, weltweit. Da lernt ihr Euch kennen.

Du hast die Marke Parallelprotokoll im Patentamt eintragen lassen. Warum?
Wir haben jetzt 876 mal die Erfahrung gemacht, dass das Format funktioniert und ich liebe die Texte und ich möchte das Format vor Missbrauch schützen. Und gleichzeitig möchte ich es stärken, dass es größer wird und immer mehr Alltag auf diese Weise dokumentiert wird – weltweit.

Was bleibt?
Na, das große große Buch und hoffentlich demnächst die digitale Gesamtausgabe. (Und vielleicht eines Tages einen Podcast oder so.) Und ich mache jedes Jahr eine Jahresakte in einem schicken schlanken Ordner, in dem ich alle Editionen des Jahres sammele. Und ein großes Netzwerk experimentierfreudiger Leute, die ich in die Kunsthalle Below locke. Und natürlich: die ganze schöne Zeitgeschichte.

© Stefie Steden 2025




translated version
32 questions on Parallelprotokolle
Claudia Kühn asks, Stefie Steden answers

What is happening here?
Parallel protocols are joint texts about everyday life. In mobile writing workshops, we produce realistic contemporary history. Two to four co-writers, with or without writing experience, silently record a 20-minute period in an everyday location and the surrounding events — and whatever comes to mind. This results in anonymous, chronologically consistent, multi-voiced texts.

What is the idea?
We murmur: ‘Radical attention!’ and ‘Create solidarity!’ Parallel protocols create images of our shared everyday life, not limited to the perspective of a single person, but always involving several different people who experience and record the same everyday situation. The way the texts are put together makes them fun to read or have read aloud.

Why is this interesting?
The texts are as interesting as they are fun to write. The latter is of course the main thing for me: I simply enjoy it very much. On the one hand, I enjoy allowing myself to remain in sometimes unusual or very unusual situations for 20 minutes and observing everything very closely. And on the other hand, meeting people in this way and gaining direct insights into their spontaneous thoughts, even if I am seeing them for the very first time.

What does this tell us about ourselves and the world around us?
Everyday life is so exciting, with so many tiny, unspectacular situations. And you can capture a lot with very simple means – including the magic that floats between the individual transcribers. Great passages of text often emerge when something happens that then appears again and again – always a little bit differently – in the text. All people are different, everyone focuses a little differently, everyone chooses different words.

Why should I, as a potential radio listener, be interested in this?
In my experience, listeners want more. The texts are very visual and fun. I think it’s great that anyone can write along, that everyone can have their say, and that the simplicity of everyday life, with all its mysteries, can be preserved for the world, simply through anyone and any perspective.

Will I learn something or will I be entertained? Or both?
I would say both, of course (ha ha). You will definitely be entertained, as many listeners at readings have told me. And those who write along will be even more so. And you may not necessarily learn hard facts and sensations in the classical sense, but you will definitely experience very directly that your perspective is only one of many, many possibilities and that it is exciting to listen to others as they experience it right next to you, no matter how unspectacular the situation may be. Perhaps it is a kind of feedback on your perception of the world. And if you are specifically looking for something undefined, then I recommend writing a few parallel protocols in the area that concerns you. In any case, you will learn something.

Why do you still write, after so many times of writing parallel protocols?
Because it does me so much good! It just relaxes me immensely. Staying still for twenty minutes and looking very closely. Together with others, each on their own. Listening to my thoughts for twenty minutes. And taking hold of the language that emerges from what surrounds you – very quickly a text: in twenty minutes. And then you find out directly what was going on with the others.

Why do you think everyone should write a parallel protocol at least once?
Listening is a fine art – I mean really listening, really trying to understand what’s going on with the other person. And it’s also particularly good to really listen to yourself.
It’s best to write more than once. The first time, many people still feel like they’re doing something wrong – just like they learned in school. And from the second time onwards, you can really relax and immerse yourself in the situation and your perception of it and in your language for it.

But it’s also a lot of work behind the scenes… Why do you do it?
I love the texts. I’m interested in what people think. What they think differently – about the same situation. Or the same? I like working with these texts. And I do all the associated bureaucratic work because I’m a conceptual artist and because it brings order and disorder to my life.

Does it ever happen that you don’t like the text you’ve written?
Oh yes, time and again I think to myself right after writing: That was rubbish today. And then we read our minutes aloud to each other at different times of the day, and I immediately realise once again that the mix makes the joint text good, always, almost always.

How do you choose the locations?
I’m a visual artist, so that’s how I go through the world: with a good eye. So I’m constantly discovering spots that can stand for something, for a piece of everyday life, for a situation that – together with the others – makes up an aspect that fits well as part of an edition theme. And so I invite people to this place. And then it’s actually about half a metre: I look very closely and find the spot from which we can see almost the same thing, crowded together, so that we can write a joint text as a joint camera.

Is there a place that has particularly stuck in your memory?
Oh, not really, I remember most of the writing sessions quite well. And I remember that it’s always a surprise how things turn out. Suddenly it’s not scary at all to be in the woods at night, or not funny at all to be in the laundromat. Although there is one thing I’ll never forget: watching two young men inseminate a mare while swallows buzz around us. But what always strikes me when I walk through my neighbourhood is how many places I’ve gotten to know in this special way. If anyone wants to hear it, I keep shouting, ‘We’ve already written about that!’

Who are the co-writers?
Anyone can co-write. With or without writing experience. It’s good for the texts when very different styles of writing are mixed. And it’s good for the texts when very different perspectives on the same situation are very close together. That’s what makes the texts what they are. All voices are anonymous.

Anonymity – to what extent does it play a role?
The places we write about remain anonymous as far as possible. And the anonymity of the writers is also very important for their freedom. After all, this is not about giving individuals an exclusive stage. Parallel protocols aim to show what is going on in the minds of a mixed group. Together, they reveal what makes the place what it is. Anyone who wants to know who contributed to the texts can read about it on the website. There are currently around 400 contributors, so it’s easy to hide among them.

The editions say: ‘Text: AG Minimales Reisen’ – who is that?
I think it’s important to point out from the outset that the texts are really not mine, but belong to many, many people. The writers are a loose, informal network that goes by the name of AG Minimales Reisen.

There are strict rules. Why?
We tried a few things and it became clear that some things simply have to be the way they are now. Then it works reliably. For example, it is important that we sit close together and form a kind of camera. (‘Your shoulders must touch’ is one of the writing rules that allows you to get closer to strangers than usual without meaning anything by it.) For our spatial independence, we have small stools and look a bit strange – performative.

You read immediately after writing. Why?
Oh, that’s an important part of parallel logging. You sit there beforehand with people you don’t know, feeling strange and longer than intended in unfamiliar places. And when you read aloud, you find out what the others have experienced. And you experience directly how the text works, in its collective form. The togetherness becomes visible.

Are there any other essential steps?
The co-writers send me their texts and I edit them. Then I send each co-writer a copy, and the certain solemnity of the neatly typeset form greatly enhances the strange action of parallel logging. This happens as soon as possible after writing, when the memories are still fresh.

And the parallel minutes are then all included in the large collection?
Yes, all texts are included in the complete edition, including all non-German versions that are always created when someone takes notes in another language. I show the large, large book at exhibitions and artist book fairs. It is A3 size and currently about seven centimetres thick. (Bound with book screws → expandable). Funnily enough, since this large folio has been available, more men have become interested in the project, according to my observations. Recently, someone said that the large thickness contrasts impressively with the profanity of the texts. I really liked that.

Profanity of the texts – is that so?
Everyday life is the common thread. That doesn’t exclude the fact that here and there, great moments or places are also recorded in parallel, but the main focus is always on everyday life.

Translated with DeepL.com (free version)